Zu den häufig anzutreffenden Krankheitsbildern in der Sprechstunde gehört der Eisenmangel. Dieser hat sehr viele Ursachen und kann sich in vielerlei Symptomen äußern. Man muss jedoch zunächst zwischen einer Eisenmangelanämie und einem Eisenmangelsyndrom unterscheiden. Letzteres ist leider bisher nicht unter diesem Namen sehr geläufig. Es handelt sich dabei um einen latenten Eisenmangel. Dieser betrifft nicht einen erniedrigten Hämoglobin-Wert (roter Blutfarbstoff) im Blut, aber schon einen erniedrigten Ferritin (Eisenspeicher-Wert).
Symptome von Eisenmangel
Mögliche Symptome einer Mangelerscheinung können jedoch bereits bei einem Eisenmangelsyndrom wegweisend sein. Zu den Symptomen gehören unter anderem:
- Müdigkeit
- schnelle Erschöpfung
- Nervosität und Reizbarkeit
- Blässe
- Neigung zu Kopfschmerzen
- Konzentrationsstörungen
- brüchige Fingernägel
- Mundwinkelrhagaden
- Haarausfall
- Verdauungsströrungen
- Nackenverspannungen
- Schwindel
- Depression
- Restless legs
Eisenmangel – Das sind die Ursachen
Wie schon erwähnt können die Ursachen sehr vielfältig sein und können hier daher nicht komplett aufgeführt werden. Grundlegend handelt es sich meist um eines der unten aufgeführten Probleme, da der Körper auf eine Aufnahme des Eisens von außen angewiesen ist. Es kann zum Beispiel zu einem chronischen oder akuten Eisenverlust sowie verminderte Aufnahme oder auch verstärktem Verbrauch kommen.
Zu den häufigsten Ursachen für einen meist nur latenten Eisenmangel (Eisenmangelsyndrom) gehören Menstruationsblutungen die teilweise sehr ausgeprägt sein können, Ernährung (z.B. vegetarisch/vegan), blutverdünnende Medikamente (z.B. Marcumar, Asperin, Clopidogrel etc.), die meist von älteren Patienten eingenommen werden und Leistungssport, der meist einen erhöhten Eisenverbrauch vom Organismus fordert.
Mehr zu den Ursachen lesen
Diagnostik
Die Diagnostik eines Eisenmangels bedarf einer guten Systematik. Sie ist eine Mischung unter anderem aus der individuellen Symptomatik, einer ausführlichen Anamnese, der Erfahrung des Arztes und der zur Verfügung stehenden Diagnostik mittels Laborbefunden (hierzu zählen ggf. weiterführenden Untersuchungen wie z.B. Magen und Darmspiegelungen). Hierzu Bedarf es nicht selten eine Konsultation entsprechender Fachkollegen wie Gastroenterologen und Hämatologen. In einigen Fällen ist es ratsam einen auf Eisenmangel spezialisierten Arzt aufzusuchen.
Es besteht seit dem Jahr 2005 ein stetig anwachsendes Netzwerk von erfahrenen und zertifizierten Ärztlichen Eisenzentren. Durch ihre Erfahrung sind sie in der Lage, ihren Patienten eine bestmögliche, wirksame und vor allem eine sichere Therapie sowie Prävention zu bieten (Swiss Iron System SIS). In Deutschland, in der Schweiz und in Österreich befinden sich die derzeitigen Eisenzentren Hauptsächlich. Sie arbeiten unter der Aufsicht, der SIHO. Dabei überwachen sie die Behandlungen bezugnehmend auf Kosteneffizienz, Erfolgsquote und Nebenwirkungen.
Nach ausführlicher Diagnostik kann die Ursache für einen Eisenmangel leider oft nicht behoben werden, so dass die erhöhte Zufuhr von Eisen als Kompensation des Problems von Nöten ist. Diese kann durch eine Nahrungsumstellung, Tabletten oder in sehr seltenen Fällen, bei zum Beispiel Unverträglichkeit gegenüber der Eisentabletten, durch Eiseninfusionen behoben werden.
Eisenquellen
Wenn die Gründe für einen Eisenmangel manchmal nicht so einfach behoben werden können, dann Bedarf es sehr viel Geduld. Es sollte zunächst versucht werden die Ursachen auf ein Minimum zu reduzieren. Gleichzeitig sollte an eine eventuelle Ernährungsumstellung gedacht werden.
Gut verwertbare Eisenquellen sind Schweineleber, Innereien oder Fleischprodukte. Der Gehalt an Eisen in pflanzlichen Produkten ist jedoch oft gleich wie bei tierischen Produkten. Zum Beispiel bei Petersilie und Rindsleber ist der Gehalt an Eisen nahezu gleich. Höher ist der Gehalt noch bei Sesamsamen z.B in Form von Tahin, einer Sesampaste (10mg pro 100g!). Auch Hülsenfrüchte (meist Linsen) und Nüsse haben einen sehr hohen Eisengehalt.
Da man die Eisenaufnahme durch Vitamin C enorm steigern kann, empfiehlt es sich den Anteil an frischem unverarbeiteten Pflanzen (Rohkost) zu erhöhen. Da Wildkräuter den höchsten Anteil an Vitamin C und an Eisen enthalten, hat man hierdurch die perfekte Kombination von beidem. Experten empfehlen einen Rohkostanteil von 50 Prozent. Dabei nimmt man zusätzlich noch den höchstmöglichen Anteil an weiteren hochwertigen Vitalstoffen wie Vitaminen, hochwertigem Eiweiß, sekundären Pflanzenstoffen und Spurenelementen auf.
Vorsicht Hemmstoffe!
Leider gibt es noch eine recht hohe Anzahl an Nahrungsmitteln, die eine Eisenaufnahme hemmen können. Daher sollte man diese nicht zusammen in einer Mahlzeit mit eisenhaltigen Nahrungsmitteln mischen. Darunter befinden sich z.B.:
– Phytinsäure (unfermentiertem Vollkorngetreide und unfermentierten Hülsenfrüchten)
– Chlorogensäure (in Kaffee)
– Oxalate (in Spinat, Rhabarbar, Kakao)
– Tannin (Rotwein, Schwarzer Tee)
– Magensäurehemmende Medikamente (Antazida)
– Alginate (in Fertigspeisen und Puddingpulver)
Links:
Eisenzentrum.org – weiterführende Literatur
Sehr gut erklärter Beitrag! Dankeschön :)
Sehr empfehlenswert und informativ ist auch der Eisen-Blog von Dr. Beat Schaub zum Thema Eisenmangel: https://www.ironblog.ch/
Ihr
Dr. Teichgräber
Facharzt für Allgemeinmedizin