💊 Medikamente als stille Mikronährstoffräuber

Was bei chronischer Einnahme oft vergessen wird – und warum das Nerven kosten kann

Viele Medikamente, die aus gutem Grund verschrieben werden, haben einen „Nebenjob“, über den kaum jemand spricht:
Sie beeinflussen die Aufnahme oder den Stoffwechsel wichtiger Mikronährstoffe – oft schleichend, aber spürbar.

Häufige Medikamente & ihre „Nährstoffopfer“

Medikamentenklasse Typische Nährstoffdefizite
Statine (z. B. Atorvastatin) Coenzym Q10, Vitamin D, Selen
ASS (Acetylsalicylsäure) Vitamin C, Folsäure, Eisenverlust durch Mikroblutungen
ACE-Hemmer / Sartane Zink, Natrium, Magnesium (z. T. vermehrte Ausscheidung)
Diuretika (z. B. Torem) Magnesium, Kalium, Natrium, Zink
Protonenpumpenhemmer (PPI) Vitamin B12, Magnesium, Eisen, Zink
Metformin Vitamin B12, Folsäure
Antidepressiva / SSRI Na, Mg, CoQ10 (indirekt über Leberabbau)

🧑‍⚕️ Fallbeispiel: Herr S., 68 Jahre

Zustand nach Schlaganfall – müde, depressiv, aber „alle Werte ok“?

Herr S. kam zur Vorstellung mit massiver Antriebslosigkeit, Konzentrationsschwäche und neu aufgetretener Muskelschwäche.
Er hatte vor 8 Monaten einen ischämischen Schlaganfall und nahm seither:

  • ASS 100 mg
  • Atorvastatin 40 mg
  • Candesartan 16 mg
  • Torem 5 mg
  • Pantoprazol 20 mg (prophylaktisch)

Bisher waren alle „großen Blutwerte“ (Blutbild, Nieren, Leber) unauffällig. Ein gezielter Mikronährstoff-Check ergab jedoch:

Wert Ergebnis Referenz
Vitamin B12 aktiv 350 pg/ml grenzwertig, funktioneller Mangel möglich
Coenzym Q10 0.45 mg/l (Referenz > 0.65)
Magnesium 0.74 mmol/l (Referenz 0.85–1.1)
Zink leicht erniedrigt

➡️ Nach gezielter Substitution (oral + Infusionen), Reduktion der PPI-Dauertherapie und Integration von Bewegung und Proteinaufbau besserte sich das Befinden innerhalb von 6 Wochen deutlich.

🔎 Fazit: Medikamente retten Leben – aber sie brauchen Ausgleich

Gerade ältere, multimorbide Patienten sind oft unterversorgt – obwohl sie täglich mehrere Medikamente einnehmen.
Ein gezielter Check der Mikronährstoffversorgung sollte fester Bestandteil der Langzeitbetreuung sein – besonders nach neurologischen Ereignissen wie einem Schlaganfall.

💡 Tipp für Betroffene

Fragen Sie bei chronischer Einnahme von Medikamenten gezielt nach Ihrer Nährstoffversorgung.
Ein einfacher Labortest kann oft mehr erklären als 100 Gespräche über „Schwäche“ oder „Burnout“.